Dienstag, 18. März 2014

Warum sich verlieren ab und zu wie gewinnen anfühlt

Ich hab auch noch die letzten Tage in Indien nachgeliefert, inklusive Taj Mahal, Krankenhäuser etc. Klick mich

Leute hatten mich gewarnt, Kathmandu ist ein Drecksloch! Wenn man Frisch aus Indien kommt, fühlt man sich in Kathmandu wie auf Wellness- Urlaub. Die Tatsache, dass es nur jeden Tag 6 Stunden Strom und begrenzt Wasser gibt ist nur ein wenig irritierend, aber des passt schon. Ansonsten gibt es hier wirklich alles was man braucht und gutes Essen! Also innerhalb von 4 Tagen alles organisiert was wir brauchen um Richtung Everest aufzubrechen. Schlafsäcke, Softshell Hosen, Handschuhe, Permits, TMIS etc. Alles ultra einfach zu organisieren und auch noch kostengünstig.

Am Abreisetag dann um 5 Uhr aufgestanden um mit dem SUPPER EXPRESS (ja, zwei P) Richtung Shivalaya zu düsen. Wir sind nämlich nicht so faul wie die meisten hier. Die meisten fliegen von Kathmandu nach Lukla (45 Minuten) und watscheln dann Richtung Everest Base Camp. Dauert 9 Tage und ist angeblich saulangweilig weil Ultra breiter weg, wenig Veränderung in der Aussicht etc.
Wir wollten in den Fußspuren Messners und Hillarys wandern. Die sind alle in Shivalaya los gelaufen, 6 Tage bis Lukla, 9 Tage bis Everest und wieder 6 Tage zurück. 21 Tage wandern + Akklimationstage und relaxen, sprich 26 Tage komplett. So zumindest der Plan.

10 Stunden mit dem schlimmsten Bus In den letzten 3 Jahren nach Shivalaya gefahren und wenn selbst die einheimischen irgendwann das stöhnen anfangen weißt du, dass es nicht bequem ist. Aber was solls, es ist das Ende unserer Reise und alles ist irgendwie sehr sekundär zu Everest. In Shivalya dann für umgerechnet 85 Cent übernachtet (es war ein sehr, sehr kleines Zimmer.so klein, dass nicht einmal meine Körperlänge von 183cm horizontal reingepasst hat) und am nächsten Morgen los. 

Erstes Ziel: Deurali. 1000 Hohenester auffe, 3 Stunden. Alles cool. Mittagessen und weiter nach Bhandar. 2.5 Stunden bergab, 600 Hohenester. Die Knie schmerzen ein wenig und man merkt, dass wir die letzten Jahre nicht gerade viel trainiert haben. In Bhandar dann den Ehrgeiz ausgepackt und nochmal 3.5 Stunden weiter nach Kinja. 400 Hm bergab und dann am Fluss entlang. Nach 10 Stunden in Kinja angekommen und ich war absolut hinüber. Und natürlich hat es mein alter indischer freund namens Durchfall auch irgendwie über die Grenze geschafft. Fieber hatte ich dann auch noch. Am nächsten Morgen war klar, wenn wir heute weiter gehen wird das nix. Wir waren beide gerädert. Deswegen ein Entspannungstag mit Calcium und Magnesium. In mein Tagebuch habe ich geschrieben: Ich will nur noch heim, Everest kann mich gern haben, ich will Gelbwurst und ein gemütliches Bett (anm.d.Red. Das letzte gemütliche Bett in dem ich geschlafen hab, war das meiner Mutter am 01.01.2013!)

Der nächste morgen war um einiges besser und irgendwie war die Motivation wieder da. Also zamgepackt und rauf nach Lamjura La. 1900 Höhenmeter aufwärts. Die erste halbe Stunde war wie immer (ich kenn das ja alles von meiner Alpenüberquerung in 2009) zum kotzen. Danach ging alles erstaunlich einfach, die Sonne war da, die Stimmung war hervorragend, es fühlte sich an als ob wir fliegen. Selbst mein Durchfall hat sich zum Waffenstillstand überreden lassen. Sete war der erst Stopp, ein bisschen Tee und weiter. Die weiteren zwei Stunden nach Goyom haben sich extrem gezogen und durch die knallende Sonne war es auch ein bisserl anstrengend. In Goyom angekommen und unser Zimmer bezogen (Zefix war des schon zapfig um 4 Uhr nachmittags). Wo gerade noch die Sonne war, war jetzt SCHNEE! Dicke flocken, grau, Nebel, alles was man sich nicht wünscht. Also kurz zurück ins Zimmer und schon mal alles für die Nacht herrichten, damit man dann nur noch reinschlüpfen muss und schlafen kann. Den restlichen Abend haben wir dann mit der Familie vor dem Feuer verbracht, mit den Kids gespielt, gegessen und den Schakalen(!!) beim jaulen zugehört. Hatte ich erwähnt, dass unser Zimmer genau über dem Zigenstall war? Wie dem auch sei, mollig warm und wohl genährt zurück in uns Zimmerchen.

Dann in den Schlafburger reinquetschen. Der Schlafburger besteht aus zwei dicken Decken (eine oben, eine unten) dazwischen ist der High Tech Schlafsack und im Schlafsack ist nochmal ein Baumwoll inlet. Dazu trage ich Jogging Hose, Fleece und Mütze und ja, die Nacht war scheisse kalt. Bei -15 Grad hilft das alles nix und ich kann obdachlose im Winter jetzt ein bisschen mehr verstehen. Unser Zimmer hatte nämlich null Isolation, geschweige denn Fenster oder sonst irgendwas das die Kälte draußen lässt. Aber all das wär ja nicht so schlimm! Schlimm wird es wenn sich plötzlich dein Magen gegen dich verschwört und dich mehrmals in die kalte Nacht hinauszwingt (nicht die Schakale vergessen!!) Also raus aus dem Schlafburger, rein in die Bergschuhe, mit Stirnlampe die Treppen runterstolpern, aus dem Haus, hinters Haus und dort war die “Toilette”. Das sind diese Momente in denen man sich dann immer wieder überlegt “Warum in Gottes Namen mache ich das alles?” und die Antwort lautet inzwischen: “keine Ahnung” (auch wenn dort oben der wunderschönste Sternenhimmel zu hause ist den ich je gesehen hab)

In dieser Nacht hatte ich unglaublich viel Zeit zum Nachdenken und abwägen etc. Mein Puls war am Rasen und die immer wieder kehrenden Toilttenbesuche haben beim Schlafen auch nicht geholfen. Als die Sonne aufging stand für mich fest, ich probiers und wenns nicht geht, gehts nicht. Frühstück und los.

Sage und schreibe 3 Minuten später hatten wir uns entschieden. Meine Partnerin geschwächt von Indien und nicht gerade das was man als bergsicher beschreibt und ich, absolut neben der Spur, krank und null Motivation. Es ist nicht gerade einfach einen Traum wie Mount Everest in die Tonne zu treten, aber ich halt mich nach wie vor an Luis Trenker (Idolalarm) und der sagt, man braucht keine Angst vorm Berg haben, aber Respekt. Und Konzentrationsmangel in den Bergen kann blöd enden.

Also sind wir umgedreht und das Abenteuer Everest war erstmal vorbei. Wir kommen wieder  

4 Tage gemütlich zurück gewandert und 10 Stunden im Teufelsbus und wir waren wieder in Kathmandu. Die nächsten Tage waren reserviert für großartiges Essen und Wohlfühlzeit. Zwischen drin die Flüge umgebucht und am letzten Tag Holi gefeiert. Der erste Tag des Sommers war mein letzter Tag des Reisens. 987 Tage. Ich bin ein bisschen von mir selbst beeindruckt muss ich sagen und in ein paar Tagen gibt es noch einen letzten Blogeintrag mit Zahlen, Fakten, unerzählten Geschichten, Gefühlsblubb, etc. Nach 40 Stunden rumfliegerei war ich aber erstmal froh aus dem Franz-Josef-Strauss Flughafen zu treten, bayrische Luft und Sonne zur Begrüßung. Gefolgt von Tegernseer. Und plötzlich fühlt man sich alsob man im Lotto gewonnen hat. Servus München, ich freu mich wieder hier zu sein.

































Finish!



Indische Krankenhäuse

Von Varanasi weiter nach Agra. Agra ist der Ort wo man den weltbekannten Taj Mahal findet. Irgendwie hatte ich eh keinen bock drauf, aber nach Indien zu fahren ohne den Taj zu sehen ist auch quatsch. Deswegen also in unserer Drecksherberge eine Nacht gefroren und kein Auge zugemacht bevor wir zum Taj sind. Interessant an dieser Stelle, weiße zahlen 750 Rupees, Inder 50. Dafuer gibts dann aber auch ueberall VIP Lines wo man alle Inder ueberholen kann. Ein bisschen Glam fuer 10 Euro. Wie dem auch sei war der Taj eben der Taj, sieht aus wie auf den Bildern und des wars dann auch. Meine liebste Mutter hatte sich Ihren Tag sicher auch ein wenig anders vorgestellt, kurz nachdem wir mit der eigentlichen Besichtigung fertig waren kamen die Langzeiteffekte Indiens zum vorschein. Wenig trinken, wenig schlafen, scharfes Essen und staendiges gehupe + Menschen fuehrt dann eben dazu, dass es einem den Kreislauf zamhaut. Ein stilechter abtransport mit Rollstuhl und Krankenwagen (der moment an dem ich schlussendlich doch fast ein paar Inder verdroschen haette weil sie ums verrecken nicht weggehen wollten als Muttern bereits im Krankenwagen lag) in Richtung Privatkrankenhaus. Gott bewahre, dass jemand mal ernsthaft krank wird in Indien. Eine Intensivstation bei uns kennt ja irgendwie jeder. Ruhe, Geraete fiepen vor sich hin, alles steril etc. Nicht so in Indien! Der Chefarzt hoert lautstark Musik auf seinem Smartphone waehrend er Candy Crush spielt, die Krankenschwestern haben ueberhaupt keinen Plan (zum Glueck ist die Freundin ja richtige Krankenschwester und kann dann schon mal aushelfen) und alle anderen im Krankenhaus sind einfach nur laut. 3 Stunden spaeter, mit einer Rechnung von 24 Euro in der Hand, verliessen wir das Krankenhaus. Muttern auf halb 8, hilft aber nix weil wir weiter nach Delhi muessen.
 
In Delhi selbst nicht wirklich viel gemacht. Irgendwie war es genug. Genug Indien. 
Indien definitiv kein Urlaub, allerdings auch kein reisen. Indien ist schlichtweg eine Erfahrung. Eine Erfahrung Es ist anstrengend, laut, dreckig, ruecksichtlos und absolut menschenverachtend. Ich habe geschworen, dass ich nur unter einer Vorraussetzung zurueck komme und zwar wenn ich mich ueberall in Indie ein Oberoi einquartieren kann. Ansonsten wird mich dieses Land nicht mehr sehen, trotzdem bin ich sehr froh, dass ich dort war. Indien ist zwar kein spirituelles Land, lernen tut man dennoch einiges und es gibt Dinge, die gibt es eben nur hier.

Next stop: Kathmandu & Everest.
 
P.S an Tag 2 hatte ich bereits eine sehr treffende Defintion fuer Indien die ich allerdings nur auf englisch wiedergeben kann, da es keine wirkliche uebersetzung gibt. India = deep devotion to nonsense.
 
So long…
 



wenn man genug hat von Indien. Zeit für High Tea im 5 Sterne Haus.Amen



 

Samstag, 1. März 2014

Varanasi

Varanasi.

Varanasi, Varanasi, Varanasi. Seit ich diesen Namen das erste Mal gehört habe war ich schlichtweg betört. In meiner Vorstellung ein unglaublich mystischer Ort an dem alles passiert und noch viel mehr.

Varanasi ist für den Hindu das, was Mekka für den Islam ist. Wahlfahrtsort. Aber Varanasi ist weit mehr als das. Der Ganges dient hier als direkt Zugang zum "Himmel" (wenn es den denn in der Hindu Religion gäbe) und deswegen hat man hier auch 80+ Ghats. Wie bereits erwähnt handelt es sich hierbei um unsichtbare Zugangstore zu eben diesem wunderbaren Ort. Wie dem auch sei, Varanasi ist auch ein absolute Beleidigung für alle Sinne. Ich kann Varanasi nicht in vollständige Sätze schreiben, aber ich kann ein paar meiner Momentaufnahmen mit Euch teilen.

Es ist 8 Uhr morgens und unsere Saritragende Holländerin nebenan singt und spielt ihre Sitar (für mehrere Stunden). Auf der Straße werde ich mehrmals nach Taxi/Geld/etc. gefragt. Ein alter Mann sitzt auf der Straße und kackt auf den Bürgersteig. Ich gehe um die Ecke und watschel schnurrstracks in meine erste Verbrennung rein (hier werden pro Tag 200 - 300 Körper verbrannt. Natürlich ohne Sarg oder sonstigen westlichen Sichtschutz) Mir ist heiß. Ich sehe den hundersten bescheurten (franzosen) Reisenden der meint, dass einen Rastazöpfe und eine bunte hose irgendwie spirituell auf die selbe Wellenlänge mit den einheimischen bringt. Der unglaublichste Sonnenaufgang ever und an diesem Fluß findet ALLES statt, waschen, beten, albern, reinigen. Ich esse die beste Pizza in Indien. Ein Mann ohne Hände möcht Geld von mir. Wir sitzen gerade in einem Cafe als 3(!) Leichname vorbei getragen werden. Eine Kuhe versperrt mir den Weg. Granatapfel&Kokos Lassi (FEHLER!) Ich stehe am selben Ort wo vor ein paar Jahre ein Terroranschlag 28 Leute getötet hat. Es richt so widerlich, dass ich kotzen möchte. 3 Uhr morgens, mein Magen spielt den 3ten Weltkrieg und mein Hintern hat sich in einen Wasserhahn verwandelt. 10 Uhr morgens, ich kotze einen kompletten Mageninhalt auf mein Lieblingshirt. Draußen hüpft ein Affe über den Balkon. Unsere Rickschaw hat auf dem Weg zum Bahnhof einen Platten, also helfen wir alle mit, das Ding auf die Seite zu kippen damit der Reifen gewechselt werden kann (Unnütz zu sagen, dass gerade Rush-Hour ist und um uns herum alles fährt und wandert was Varanasi aufzubieten hat. Noch dazu schaue ich verstohlen auf einen unbenutzen Streifen Gras wo ich mich vielleicht gleich hinsetzen muss. zum kacken und Inder anlächeln. Ist eh schon alles egal. Passiert dann aber zum Glück doch nicht weil mein Magen noch ein wenig Selbstachtung hat) und wir es geraden noch rechtzeitig zum Zug schaffen.

Das ist nur ein minimaler Bruchteil von dem was dort vor sich geht. Man kann es nicht beschreiben, fahrt hin und schaut es euch an.

Und nachdem ich ja quasi nie irgendwas "spirituelles" lern...oder zumindest nicht drüber schreib. Ich bin pro öffentlich Verbrennung. Nicht weil ich irgendwie pervers bin oder es ein schöner Anblick ist wenn jemand in einer brennenden Leiche rumstochert um auch noch die Füße und Hände standesgemäß zu verbrennen, aber es macht eines unmissverständlich klar: Wir alle sind nichts und wir alle enden als nichts. Deswegen ist es meist vollkommen scheiß egal was wir in unserem Leben so machen, so lange wir andere nicht übervorteilen und immer nett sind. Ich hab schon immer in diese Richtung gelebt, aber erst wenn du siehst wie jemand komplett von dieser Welt verschwindet und nichts als ein Packerl Asche bleibt, verstehst du es. Amen.

Next stop: Das Krankenhaus in Agra und Delhi.

P.S all das Holz in den Bildern (und natürlich noch viel mehr vor ort) dient einzig und allein einem Zweck. Körper zu verbrennen. Wie sich die Wahrnehmung von Holz schlagartig verändern kann.