Samstag, 1. März 2014

Varanasi

Varanasi.

Varanasi, Varanasi, Varanasi. Seit ich diesen Namen das erste Mal gehört habe war ich schlichtweg betört. In meiner Vorstellung ein unglaublich mystischer Ort an dem alles passiert und noch viel mehr.

Varanasi ist für den Hindu das, was Mekka für den Islam ist. Wahlfahrtsort. Aber Varanasi ist weit mehr als das. Der Ganges dient hier als direkt Zugang zum "Himmel" (wenn es den denn in der Hindu Religion gäbe) und deswegen hat man hier auch 80+ Ghats. Wie bereits erwähnt handelt es sich hierbei um unsichtbare Zugangstore zu eben diesem wunderbaren Ort. Wie dem auch sei, Varanasi ist auch ein absolute Beleidigung für alle Sinne. Ich kann Varanasi nicht in vollständige Sätze schreiben, aber ich kann ein paar meiner Momentaufnahmen mit Euch teilen.

Es ist 8 Uhr morgens und unsere Saritragende Holländerin nebenan singt und spielt ihre Sitar (für mehrere Stunden). Auf der Straße werde ich mehrmals nach Taxi/Geld/etc. gefragt. Ein alter Mann sitzt auf der Straße und kackt auf den Bürgersteig. Ich gehe um die Ecke und watschel schnurrstracks in meine erste Verbrennung rein (hier werden pro Tag 200 - 300 Körper verbrannt. Natürlich ohne Sarg oder sonstigen westlichen Sichtschutz) Mir ist heiß. Ich sehe den hundersten bescheurten (franzosen) Reisenden der meint, dass einen Rastazöpfe und eine bunte hose irgendwie spirituell auf die selbe Wellenlänge mit den einheimischen bringt. Der unglaublichste Sonnenaufgang ever und an diesem Fluß findet ALLES statt, waschen, beten, albern, reinigen. Ich esse die beste Pizza in Indien. Ein Mann ohne Hände möcht Geld von mir. Wir sitzen gerade in einem Cafe als 3(!) Leichname vorbei getragen werden. Eine Kuhe versperrt mir den Weg. Granatapfel&Kokos Lassi (FEHLER!) Ich stehe am selben Ort wo vor ein paar Jahre ein Terroranschlag 28 Leute getötet hat. Es richt so widerlich, dass ich kotzen möchte. 3 Uhr morgens, mein Magen spielt den 3ten Weltkrieg und mein Hintern hat sich in einen Wasserhahn verwandelt. 10 Uhr morgens, ich kotze einen kompletten Mageninhalt auf mein Lieblingshirt. Draußen hüpft ein Affe über den Balkon. Unsere Rickschaw hat auf dem Weg zum Bahnhof einen Platten, also helfen wir alle mit, das Ding auf die Seite zu kippen damit der Reifen gewechselt werden kann (Unnütz zu sagen, dass gerade Rush-Hour ist und um uns herum alles fährt und wandert was Varanasi aufzubieten hat. Noch dazu schaue ich verstohlen auf einen unbenutzen Streifen Gras wo ich mich vielleicht gleich hinsetzen muss. zum kacken und Inder anlächeln. Ist eh schon alles egal. Passiert dann aber zum Glück doch nicht weil mein Magen noch ein wenig Selbstachtung hat) und wir es geraden noch rechtzeitig zum Zug schaffen.

Das ist nur ein minimaler Bruchteil von dem was dort vor sich geht. Man kann es nicht beschreiben, fahrt hin und schaut es euch an.

Und nachdem ich ja quasi nie irgendwas "spirituelles" lern...oder zumindest nicht drüber schreib. Ich bin pro öffentlich Verbrennung. Nicht weil ich irgendwie pervers bin oder es ein schöner Anblick ist wenn jemand in einer brennenden Leiche rumstochert um auch noch die Füße und Hände standesgemäß zu verbrennen, aber es macht eines unmissverständlich klar: Wir alle sind nichts und wir alle enden als nichts. Deswegen ist es meist vollkommen scheiß egal was wir in unserem Leben so machen, so lange wir andere nicht übervorteilen und immer nett sind. Ich hab schon immer in diese Richtung gelebt, aber erst wenn du siehst wie jemand komplett von dieser Welt verschwindet und nichts als ein Packerl Asche bleibt, verstehst du es. Amen.

Next stop: Das Krankenhaus in Agra und Delhi.

P.S all das Holz in den Bildern (und natürlich noch viel mehr vor ort) dient einzig und allein einem Zweck. Körper zu verbrennen. Wie sich die Wahrnehmung von Holz schlagartig verändern kann.




































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